Der Aushang der Lehr:werkstatt bei uns im Lehrerzimmer im Sommer 2013 klang einfach nach einer guten Idee, auch wenn man es nicht so genau wissen konnte. Es war der erste Jahrgang in Erlangen, keiner hatte Erfahrungswerte oder wusste, was dieses neue Praktikumsprojekt jetzt anders macht ist und wie es funktioniert. Aber ich hatte Lust, es auszuprobieren.

Die Lehr:werkstatt 2020

Der Aushang der Lehr:werkstatt bei uns im Lehrerzimmer im Sommer 2013 klang einfach nach einer guten Idee, auch wenn man es nicht so genau wissen konnte. Es war der erste Jahrgang in Erlangen, keiner hatte Erfahrungswerte oder wusste, was dieses neue Praktikumsprojekt jetzt anders macht ist und wie es funktioniert. Aber ich hatte Lust, es auszuprobieren.

Heute, gute 7,5 Jahre später, während derer mich die Lehr:werkstatt ständig begleitet hat, bin ich immer noch dabei und kann jetzt voller Überzeugung sagen: es ist eine gute Idee. Die enge und echte Zusammenarbeit mit den Studenten, die vielfältigen Begleitveranstaltungen sowie den regelmäßigen Austausch mit anderen Mentoren empfand ich stets als wertvoll und bereichernd. Die Vorteile, eine zweite Person mit im Klassenzimmer (und auf dem Wandertag, auf Klassenfahrt, im Elterngespräch und bei der Korrektur zu haben) sind offensichtlich. Den Mehraufwand ist es allemal wert, zumal sich dieser im Laufe des Schuljahres immer weiter reduziert.

Die Schüler schließen ihre Lehr:werkerinnen schnell ins Herz. Sie schätzen die Luxussituation des zweiten Ansprechpartners, die neune Möglichkeiten der Individualisierung, z.B. durch Gruppenteilung, und der anderen, etwas jüngeren und vielleicht auch nahbareren Stimme. Und wie schön, wenn sich der Lehrer mal direkt um mein Problem kümmern kann, auch wenn das bedeutet, dass man kurz den Raum verlassen muss. Da ist ja noch einer, der den Laden am Laufen hält.

Nicht zuletzt profitieren die Studenten selbst von der außergewöhnlichen Situation. Ein ganzes Jahr lang ungeschminkter Alltag, mit Kopierstress am Morgen, weinenden Kindern in der Pause und neuen Coronaverordnungen im März. Klar, jedes Jahr läuft anders. Jeder Student bringt eigene Persönlichkeit, Ansprüche, Einsatzbereitschaft und fachliche Sicherheit mit und man muss als Tandem immer wieder neue Wege finden und gehen. Aber eines ist sicher, am Ende eines Schuljahres als Lehr:werker weiß man, ob der Beruf des Lehrers/der Lehrerin derjenige ist, dem man die nächsten Jahrzehnte nachgehen will und kann.

Ich wünsche der Lehr:werkstatt zunächst, dass sie trotz Umstrukturierungen und Finanzierungshürden weiterlaufen kann und hoffe, dass auch in Zukunft Schüler, Lehrer und Studenten von diesem Projekt, das dank des großen Einsatzes der Koordinatoren, der Lehr:mentoren und Lehr:werker über die Jahre gewachsen und gereift ist, profitieren können. Ich wünsche der Lehr:werkstatt weiterhin, dass auch auf universitärer und ministerieller Ebene erkannt wird, welchen Wert das Projekt für die Qualität der Lehrerausbildung haben kann und dass ein Weg gefunden wird, wie im Sinne der Ausbildungsqualität unserer zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer die Lehr:werkstatt optional aber fest in das Lehramtsstudium integriert werden kann.

Maximilian Sasse

Jahrelanger Lehr:mentor, derzeit tätig in Finnland (Suolahden Yhtenäiskoulu)