Orientierungspraktikum – Pädagogisch-Didaktisches Praktikum – Studienbegleitendes fachdidaktisches Praktikum – Betriebspraktikum. Und dann ab ins Referendariat.

Insgesamt kommt man als Lehramtsstudent:in in etwa auf 18 Wochen praktische Erfahrung – acht davon in einem nicht-pädagogischen Betrieb (für die spätere Tätigkeit an der Schule also völlig irrelevant). Mit gut zehn Wochen Schulerfahrung (nach einer Regelstudienzeit von neun Semestern, also viereinhalb Jahren…) ist man dann eine fertige Lehrperson und steht allein vor der Klasse.

Für mich war dieses doch recht eindeutige Ungleichgewicht zwar von Anfang an klar, allerdings hatte ich zu Beginn meines Studiums noch keine gute Idee, wie sich das vielleicht ändern ließe. Als im zweiten Semester dann in einer meiner Vorlesungen die „Lehr:werkstatt“ vorgestellt wurde, war dieses Problem recht schnell gelöst.

Es hat dann zwar noch ein wenig gedauert, bis ich mich für das „Abenteuer Lehr:werkstatt“ anmelden konnte – dafür hatte ich beim Matching das Glück, direkt in der ersten Matching-Runde mit meiner Lehr:mentorin zusammengewürfelt zu werden und so konnten wir uns bereits kurze Zeit später vor Ort in der Schule kennenlernen.

So richtig los ging es dann mit der Konferenz kurz vor Schuljahresbeginn: Da an meiner Lehr:werkstatt-Schule relativ viele Lehr:werker:innen aktiv waren, wurden wir bei dieser Gelegenheit auch direkt dem gesamten Kollegium vorgestellt. Außerdem standen an diesem Tag die Schlüsselausgabe und das Kollegiumsfoto auf dem Programm.
Da ist es mir dann zum ersten Mal so richtig bewusst geworden: Ab jetzt stehen wir auf der „anderen“ Seite.

Die Umstellung von „in der Klasse“ zu „vor der Klasse“ ging dann aber deutlich unspektakulärer vor sich als zunächst gedacht. Es hat sich ganz normal angefühlt gesiezt zu werden, ins Lehrerzimmer zu gehen oder kleine Teile der Unterrichtsstunde zu übernehmen – was ziemlich erleichternd ist, wenn man Lehramt studiert und merkt, dass es nicht so verkehrt zu sein scheint, was man da macht.

Ich wollte dann auch gar nicht lange warten und habe noch im September meine ersten Unterrichtsversuche gemacht. Sowohl meine „Erstmentorin“ als auch meine „Zweitmentorin“ haben mir ihre Stunden zur Verfügung gestellt, sodass ich in der neunten Klasse eine Stunde zum Thema „Erzählperspektiven“ und mit einem Q11-Deutschkurs Maria Stuart besprechen durfte.
Und klar, es ist bei weitem nicht alles perfekt gelaufen: Ich hatte mich zeitlich völlig verschätzt, die Übergänge zwischen den einzelnen Teilen der Stunde waren eher holprig und meine MindMap war in der Praxis dann doch nicht so einfach auszufüllen, wie ich zuvor gedacht hatte – aber im Endeffekt hat das alles nur dazu beigetragen, dass ich jetzt besser weiß, wie so eine Stunde funktioniert und bei den Unterrichtsversuchen danach lief es jedes Mal besser.

Das ganze Schuljahr in diesen Text zu packen, würde vermutlich den Rahmen sprengen, aber vielleicht noch so viel: Nichts bringt einen selbst weiter, als regelmäßig und über ein gesamtes Schuljahr in der Schule zu sein und zu beobachten oder zu unterrichten. Man hat die Chance Wandertage mitzumachen, auf Exkursionen mitzufahren und – so plump es klingt – auch einfach mal mit im Lehrerzimmer zu sitzen und zu sehen, was einen da später erwarten kann.

Wenn ich könnte, würde ich die Lehr:werkstatt immer wieder machen, denn statt blanker Theorie lebt man quasi schon das Ziel des eigenen Studiums und sammelt „nebenbei“ noch die so wertvolle Praxiserfahrung, die die normalen Praktika nicht bieten können.

Mit meinen Mentorinnen habe ich immer noch Kontakt – es ist toll erfahrene Menschen im Leben zu haben, die man nach Rat fragen kann oder mit denen man einfach mal einen Kaffee trinken geht und sich über Schule, Uni und Vieles mehr austauschen kann. Für mich war die Lehr:werkstatt die absolut richtige Entscheidung und ich bin froh, dass es für uns Lehramtsstudierende diese Möglichkeit gibt.