Hinter dieser unschuldigen Frage einer Schülerin, die sie mir nach einer erfolgreichen Profilstunde noch stellte, steckt eine etwas umfangreichere Antwort, als sie wohl erwartete. Denn nur zu erklären, dass man ein Lehr:werker sei, hätte wohl eher für Verwirrung als Verständnis gesorgt. Es musste also ein klein wenig weiter ausgeführt werden: Lehr:werker*innen sind Studierende die statt zweier Blockpraktika in den Semesterferien lieber ein ganzes Schuljahr erleben wollen und deshalb – mal für ein paar Wochen am Stück, mal nur einen Tag die Woche – in den Gängen, Klassenzimmern und auf den Bildschirmen des Gymnasiums Eckental zu finden waren. Tatkräftig und mit viel Geduld, Bereitschaft und Freude werden sie vom ganzen Kollegium unterstützt, insbesondere von ihren Lehr:mentor*Innen, mit denen sie die meiste Zeit über eng zusammenarbeiten.
Dieses Jahr gab es an unserer Schule zwei Lehrkräfteteams. Matthias Kühn arbeitete mit Isabel Kresse zusammen und Felix Hartmann ergänzte Julian Königs Unterrichtsplanung und -umsetzung. In ständigem Austausch von Erfahrungen und neuen Ideen entstanden so Unterrichtsstunden, die – sollte die Idee gefunkt haben – den Schülerinnen und Schülern hoffentlich einiges mitgeben konnten.
So stieg die Klasse 6b mit Begeisterung ein, als sich Herr Kühn und Frau Kresse fingiert darum stritten, welche Zahlen nun zu den rationalen Zahlen gehören und welche bereits Teil der ganzen oder natürlichen Zahlen sind. Beide hatten sie Fehler in ihre Unterteilungen eingebaut und ganz nebenbei wurde klar, wie leicht es in der Mathematik zu überprüfen sein kann, ob die Lehrkraft nun Recht hat oder nicht.
Ebenfalls aktiv werden musste der Profilteil einer 10.Klasse als sie noch im Homeschooling den Auftrag bekamen, kurze Videos zu erstellen „die rückwärts und vorwärts abgespielt Sinn ergeben“. In der Folgestunde wurde dann unter Erstaunen und Spannung abgestimmt, welche Clips mit oder entgegen der Zeit gezeigt wurden. Schritt für Schritt tastete Herr Hartmann sich so mit den Jugendlichen an das schwer zugängliche Thema der Entropie heran, während Herr König hauptsächlich für ein späteres Feedback beobachtete und hie und da eine alternative Erklärung zum Verständnis anbot.
Schließlich konnte auf besondere Art auch einer der Q12-Kurse von der Lehr:werkstatt profitieren, als er zwischenzeitlich auf drei Lernbetreuer zurückgreifen konnte, die in intensiven Selbstarbeitsphasen für alle, die Fragen hatten, sich ausführlich Zeit nehmen konnten, und auch in den Phasen des Wechselunterrichts zeitgleich zur Hälfte im Klassenzimmer, zur Hälfte auf online-Sitzungen betreut werden konnte.
Das waren natürlich nur ein paar der Schmankerl an Stunden in denen unsere Tandems aufblühten und sinnvoll zum Einsatz kamen. Und wenn wir zum Ende hin auch immer selbständiger arbeiteten und mehr Stunden in der Planung und Durchführung übernehmen durften, blieb es doch immer ein Miteinander, in dem man sich zusammen beratschlagt und gegenseitig den Ball zugeworfen hat.
In unserer uni-nahen und recht unerfahrenen Denkweise konnten wir ungemein von den tiefen und breiten Einblicken unserer Lehr:mentor*innen und aller anderen Lehrkräfte, die uns in ihren Unterricht integriert haben, bereichern lassen. Die gleiche Denkweise, die – so hoffen wir – auch Frau Kresse und Herrn König neue Einblicke und Ansätze aufgezeigt hat und – das weiß ich sicher – ihren Unterricht in manchen Punkten neu hinterfragen ließ. Mitgestaltungsmöglichkeiten im Stundenmanagement, die manchmal über Monate hinausging, und Material- und Anekdotenaustausch von alten und neuen Unterrichtsstunden waren nur durch die verlängerte Praktikumszeit, nicht zu vergessen die vielen Stunden, die wir mit Isabel und Julian über Lehrpläne geredet haben oder in allgemeiner Unterrichtsvorbereitung verbrachten, möglich.
Vielen Dank euch dafür!
Matthias Kühn und Felix Hartmann